Arbeit ist wie Schokolade

Ich glaube, jeder von euch kennt das Gefühl, dass die momentane Arbeit einfach zu viel ist. Auf dem Schreibtisch türmt sich die unerledigte Arbeit, die virtuelle email Liste wird lang und länger, der verstopfte Abfluss in der Dusche schreit und der Anrufbeantworter füllt sich mit Anfragen.

Das macht mich nervös. Das setzt den Bauch und den Rücken unter Druck. Ich frage mich: Wie und wann soll ich das alles erledigen? Die ohnehin verspannte Rückenmuskulatur verhärtet sich weiter und der Bauch krampft sich zusammen. Ich werde sauer auf die Situation, auf mich selbst und auch auf Gott, der mich doch gefälligst mit einer stärkeren Konstitution hätte segnen können. Was ist meine normale Reaktion auf so etwas? (Ähnlichkeiten mit eurer Reaktion sind natürlich rein zufällig):

  1. Ich reiße mich  zusammen und arbeite immer länger. Danach bin ich erschöpft, kränker und reizbarer. Anschließend brauche ich mehrere Tage oder sogar Wochen, um mich davon zu erholen … (wenn das geht) oder
  2. Ich kapituliere, bekomme ein schlechtes Gewissen und obendrein schleicht sich ein resignatives Gefühl von Minderwertigkeit ein.

Als ich so vor Gott stand und mich beklagte, gab es eine neue Einsicht, einen neuen Gedanken, einen neuen Blick: “Ich, Gott der Herr, bin reich. Bei mir gibt es keinen Mangel. Ich habe Arbeit im Überfluss … und jetzt kam der entscheidende Impuls: “Such dir was aus!!”

Moment mal?! Ich war irritiert. Arbeit ist doch dazu da, um erledigt zu werden, abgearbeitet zu werden, dann bin ich O.K. … vor mir und den anderen. Hey, könnte es sein, dass Du, Gott, das völlig anders siehst? Langsam fing es an, bei mir zu dämmern. Arbeit ist kein Selbstzweck, sie hat keinen Wert in sich. Der Mensch ist nicht für die Arbeit da, sondern die Arbeit für den Menschen. Arbeit ist wie Schokolade, bei zu viel bekomme ich Verdauungsstörungen, bei zu wenig oder gar keiner Arbeit bin ich unzufrieden. Arbeit hat Gott wohl genug … in seinem Reich, keine Frage. Ich kann und soll mir sogar aussuchen, was und wie viel ich davon vertrage, wie viel ich davon verdaue. Als ich diesem Gedanken nachhing, kamen mir gleich Gegenargumente: Aber ich muss doch Geld verdienen, rumhängen geht nicht … und von irgendwoher muss der Schornstein doch rauchen usw. …  doch das Wort Gottes in mir ließ das nicht lange gelten (Lest einfach 1. Petrus 5,7 und Matth. 6,33 u.a.). Und Gott, was ist mit denen, die nun wirklich keine Arbeit haben? Doch dann kam das Wort aus dem Johannesevangelium in meinen Sinn (Joh. 21, 21+22) … was quasi hier sagt: Sieh nicht auf andere, Folge du mir nach!
Es geht um eine andere Sicht von Arbeit. Sie ist nicht ein notwendiges Übel, damit ich anschließend das Leben genießen kann. Sie ist kein Mittel, um meinen Selbstwert zu steigern, damit ich O.K. vor mir und anderen bin, um mich zu beweisen, was ich kann. Und sie ist nicht da, um mich mit anderen zu vergleichen. Sie ist nicht dazu da, um die anderen wesentlichen Punkte des Lebens zu ersetzen, wie Beziehung zu Gott und zu den Menschen. Sie ist mir gegeben, damit ich das Maß ausfülle, das Gott mir darin zugedacht hat. Nicht mehr und nicht weniger. Sie ist mir als Erstes zur Erfüllung und nicht zur Pflichterfüllung gegeben. Es geht um den Mut, das zu viel zu verweigern, innere Konflikte mit seinem Sozialprestige und äußere Konflikte mit anderen auszuhalten. Es geht um die Unverzagtheit, bei Mangel nicht auf diesen zu schauen, sondern auch in diesem Zustand beständig auf Gott zu sehen, der mich durch den Mangel hindurchführt, auch wenn es sich hinzieht und sich erst mal gar nichts zu ändern scheint.

  • Hier einige Fragen zum Nach- und Weiterdenken:
    Überlege, was du tun würdest, wenn du dich nicht darum kümmern müsstest, das nötige Geld für deinen Lebensunterhalt zu verdienen und es dir jeden Monat geschenkt werden würde?
  • Denke mal darüber nach, warum Gott nicht alles selbst erledigt, sondern uns genug Arbeit überlässt, diese Welt sinnvoll zu gestalten?
  • Welche Arbeit, die du gerade tust, macht für dich Sinn, welche nicht
  • Hast du es schon einmal in Erwägung gezogen, Gott mit in deine Arbeit bzw. Arbeitsweise einzubeziehen? Wie wäre es, dir doch mal etwas Zeit zu nehmen, IHM deine Fragen vorzutragen und auf eine Antwort von IHM zu warten bzw. darauf zu harren.