Erfüllt oder voll? Teil II

In der Bibel finden wir etliche Beispiele von Menschen, die das Alte verließen, um Neues zu empfangen. Abraham verließ sein Land, Maria von Bethanien ihre Mitgift, Zachäus sein Geld.
Wenn wir etwas Neues wollen, dann ruft uns Gott oft auf, das Alte loszulassen. Das erfordert Mut und stößt in der näheren Umgebung nicht immer auf Beifall: Wie bei Maria von Bethanien oder Zachäus. Oder wir wissen noch gar nicht so genau, wie das Neue aussieht, wie es dort sein wird: wie bei Abraham. Wir wissen nur: So geht es nicht weiter und verlassen dann das Alte.
Etliche wissen zwar, was sie nicht oder nicht mehr wollen, aber sie sind in ihren alten Verhaltensweisen noch zu sehr gefangen oder in manche Gewohnheit noch zu sehr verliebt, als dass sie klare Konsequenzen ziehen und wirklich loslassen, um dann mit neuer Energie das Neue zu suchen.
Manchmal kann es Jahre dauern, bis wir die Nase davon voll haben: Ich höre dann Äußerungen wie:
  • „Im Grunde wollte ich nie diese Tätigkeit machen, aber irgendwie…!“
  • „Eigentlich wollte ich mich nie so hoch verschulden, aber es…!“”
  • „Bei einer 65 Std. Woche, die mich nur voll macht, aber nicht wirklich  ausfüllt bleibt für anderes nur wenig Platz, so habe ich mir das nie vorgestellt, aber…!“
  • „Ich mache das eigentlich nur, damit ich XY gefalle, im Grunde mag ich das nicht mehr, aber…!“
  • „Hier langweilt es mich schon seit langem, aber vielleicht wird…“
  • „Die Auseinandersetzung mit XY hat uns in vergangenen Jahren in keiner Weise weiter- oder in echte Versöhnung geführt, aber man sollte doch…!“
  • „Ich will so nicht mehr weitermachen, das kann es nicht sein…“
Wenn ihr solche oder ähnliche Sätze in eurem Inneren entdeckt, kann es Zeit für eine grundlegende Neuorientierung sein. Die Zeit kann reif sein: All eure Aktivitäten oder bestimmte liebgewonnene oder verhasste alte Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen und Gott zu suchen, um zu erkennen, von was man sich verabschieden soll.
Bitte missversteht mich hier nicht. Es geht nicht um Situationen, wo wir aufgerufenen sind, durchzuhalten und mit Geduld den Kampf des Glaubens zu kämpfen, weil wir wissen: Die Richtung stimmt. Weil wir wissen: Es geht darum, in Gottes Spur zu bleiben, ihm die Ehre zu geben und Widerstand zu überwinden. Darum geht es hier nicht … jedenfalls nicht in diesem Artikel.
Spätestens wenn uns das Alte auf irgendeine Art und Weise verleidet wird oder wir davon die Nase voll haben, ist es Zeit. Es ist Zeit sich aufzumachen und das Neue zu tun!? Nein! Nein!! Es ist Zeit, sich aufzumachen … sich aufzumachen und zuerst Gott zu suchen. Es ist Zeit von IHM Licht zu empfangen, das Alte konkret zu identifizieren und dann Kraft und Glauben zu erhalten, um es loszulassen. Manchmal können dabei uns nahestehende Menschen, denen wir vertrauen, auch eine wertvolle Hilfe sein. Erst wenn wir das Alte – zumindest im Herzen – anfangen loszulassen, sind wir reif für das Neue, das kommt.
Wir sind angefüllt mit so vielen Dingen. Es ist Zeit, sich auf weniger zu konzentrieren. Es ist Zeit, loszulassen! Die materielle Überflussgesellschaft des Westens produziert pausenlos weiter ihre materiellen und immateriellen Güter und Götzen. Diese strecken ihre Hände nach uns aus – Tag und Nacht – und rufen uns zu: Füllt euch mit uns! Wir geben diesem ständigen Drängen dann nach und werden so taub für den Ruf Gottes: Des Loslassens. Er will uns aber frei machen für das, was Er für uns hat.
Ich glaube, dass Gott uns in diesen Tagen neu hungrig machen will. Er macht uns hungrig nach etwas Neuem, indem Er uns die Leere des Alten spüren lässt, mit der wir uns angefüllt haben. Die Bereitschaft in der jungen aber auch in der alten Generation wächst, dem Kreisen um die eigene Person nicht weiter hinterherzulaufen, das letztlich nur Dornen und Disteln auf unserem hungrigen Herzen hat wachsen lassen.
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der Herr, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn, es zu hören.“ (Amos 8,11)
Wenn Du von alten Gewohnheiten, materiellen oder immateriellen Götzen oder Gütern nicht mehr „randvoll“ werden möchtest, sondern erfüllt von dem, was Gott für dich bereithält, dann ist es Zeit: Es ist Zeit für eine Revision! Betriebe machen so etwas jedes Jahr. Es geht um eine Bestandsaufnahme und eine Neuausrichtung. Wie wäre es, sich für ein oder ein paar Tage für eine „Revision“ der Seele zurückzuziehen, um nicht weiter im alten Trott zu gehen, sondern um etwas zu lernen: Altes loszulassen, auf Gott zu hören und Neues zu empfangen.
Von Herzen wünsche ich dir in diesen Tagen den Mut einer Revision zur rechten Zeit, um nicht weiter „voll“ zu werden, sondern erfülltes Leben zu empfangen und es dann weiter zu geben.