Unsere Grenzen – Ärgernis oder Segen? Teil I

Bist du in deinem Leben schon mal an deine Grenzen gestoßen? Wo es ganz klar wurde: Hier geht es nicht weiter! Was macht das mit Dir?

Neue Grenzen wahrnehmen

Ich erinnere mich noch gut an die Schallmauer des 100m Sprints von 11 Sekunden. Selbst mit Rückenwind waren für mich die 10,9 Sekunden nicht erreichbar. Was ich auch immer versuchte, es war vergeblich. Oder da war meine erste heimliche Jugendliebe. Wer hat die wohl nicht? Aber so wirklich wurde da nie etwas draus, obwohl ich mir eine Menge habe einfallen lassen. Und dann sind da noch meine unerhörten Gebete: Das Kind, welches im Mutterleib stirbt, obgleich ich täglich für dessen Leben gebetet habe. Eine Ehe geht in die Brüche, deren Partner ich schon jahrelang begleitet habe. Schließlich kommen die Handwerker monatelang nicht, obwohl ich so vieles schon versucht habe, damit sie endlich unseren Balkon sanieren.Vor einigen Jahren war wegen einer unheilbaren neurologischen Erkrankung die Konfrontation mit meinen engeren Grenzen jeden Tag eine neue Erfahrung. Diese Zeit der Krankheit und der nachfolgenden Rehabilitation, d.h. die Eingewöhnung in das „normale“ Leben bedeutete für mich, mich immer wieder mit den wechselnden Grenzen meiner Belastbarkeit auseinanderzusetzen. D.h., eigentlich hatte ich das subjektive Lebensgefühl mich ständig an meinem Limit zu bewegen. Dieses Limit war nun viel niedriger als bei vielen „normalen“ Menschen um mich herum. Und „dummerweise“ habe ich die Tendenz in mir, möglichst mit anderen mithalten zu wollen, dabei sein zu wollen. Ich habe das Überschreiten meiner Grenzen dann oft erst hinterher wahrgenommen, so dass ich danach wiederum eine umso längere Auszeit bzw. der Regeneration in Anspruch nehmen musste. Es war und ist für mich immer noch ein hartes tägliches Trainingsprogramm: Meine Grenzen wahrzunehmen, sie zu äußern und mich auch dementsprechend darauf einzustellen. Nie in meinem Leben ist mir der Umgang mit Grenzen so bewusst und deutlich geworden wie in diesem Jahre 2011, als ich diese Diagnose erhielt: Parkinson! Und darüber soll es auch in diesem Artikel gehen: Um unseren Umgang mit unseren Grenzen und was wir daraus lernen können.

 

Grenzen anerkennen oder überwinden?

Lernen wir mit unseren Grenzen umzugehen? Eigentlich geschieht in unserer Welt genau das Gegenteil. Grenzen sind eher ein Ärgernis. Viele Eltern haben spätestens seit Ende der 60er Jahre Schwierigkeiten, ihren Kindern auf positive Art und Weise Grenzen zu vermitteln. Menschen aus unserer Geschichtsschreibung wie auch in Büchern oder Filmen werden bewundert, die eben gerade diese Grenzen überschreiten, die den „Status quo“ nicht einfach hinnehmen, sondern im wahren Pioniergeist neues Land einnehmen. Die ganze Geschichte der Entdeckungen und Forschungen gehört dazu, auch die Geschichte der großen Missionare in den letzten Jahrhunderten. „Grenzen sind dazu da, um überwunden zu werden“ lautet hier der Wahlspruch. Das ist ein faszinierender Gedanke. Und er hat die Menschheit wirklich weiter vorangebracht. Vieles wäre ohne diese Grenzüberschreitungen nicht möglich geworden. Und auch in der Schrift finden wir viele Beispiele dafür, wo Menschen die herkömmlichen, gewohnten Grenzen überschritten haben und sich auf neues, unbekanntes Terrain begaben. Im Neuen Testament ist im 11. Kapitel des Hebräerbriefes ein kurzer Auszug dieser Glaubenshelden aufgeführt. Ja, es ist dem Menschen gegeben, Grenzen zu überschreiten und Neues zu wagen. Es ist ihm mit in die Wiege gelegt worden. Es ist in seiner DNS. Wozu dann noch lernen, mit unseren Grenzen umzugehen?
Erstaunlicherweise redet die Schrift an einigen Stellen eine andere Sprache. Im ersten Buch Mose finden wir, einige Kapitel nach dem Sündenfall, in Kapitel 11 die bekannte Geschichte des Turmbaus zu Babel. Hier wollen die Menschen einen Turm bis in den Himmel bauen. Gott schaut sich nun dieses ganze Treiben an, dann stoppt er das Unternehmen: „Das ist der Anfang ihres Tuns, … ihnen wird nun nichts mehr verwehrt werden können, was sie sich vorgenommen haben“ (1. Mose 11,6), sind seine Gedanken zu diesem Großprojekt. Gott zieht an dieser Stelle gegen das Grenzenlose, einen Turm in den Himmel zu bauen, den Himmel aus menschlicher Kraft zu erreichen, eine Grenze.
Der Apostel Paulus drückt es an anderer Stelle im Neuen Testament so aus: „Und ER hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und ER hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen.“ (Apg. 17, 26)
Es gab noch jemanden, der keine Grenze für sich wahrhaben wollte: Luzifer! …

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